Freude, Schrecken und Rettung eines Neu-Bromtonauten
Rainer Zenz
Den folgenden Text habe ich 1999 geschrieben, kurz nachdem ich mein Brompton "tiefergelegt" hatte. Die aktuellen Brompton-Modelle sind in einigen Punkten gegenüber denen bis 1999 deutlich verbessert: endlich bessere Bremsen (vorne Dual Pivot wie hier für den Umbau empfohlen), ein besserer Sattel und andere Handgriffe.
Vor etwa zwei Wochen schenkte ich mir als Zweitrad ein Brompton. Eigentlich wollte ich es bei Christoph Beck, dem Berliner Faltrad-Papst bestellen, doch der war gleich entsetzt, daß ein gestandener Moulton-Fahrer sich zu einem Brompton herabläßt - ein Birdy müßte es sein. Na ja, der Mann ist ein Konvertit, und die sind immer besonders streng. Bürgerlich" war sein Kommentar.
Nun komme ich einerseits aus einem bürgerlichen Elternhaus, andererseits haben meine Faltversuche im Fahrradgeschäft (ohne Anleitung) beim Brompton auf Anhieb geklappt - gut, auch ich habe beim ersten Versuch die Sattelstütze zu früh eingefahren -, beim Birdy dagegen fällt mir immer die Kette runter und das ist schlecht. Sicher gibt es da einen Trick, aber das ist mir zu blöd.
Damit will ich nichts gegen das Birdy sagen, ich bin es noch nicht gefahren, nur suchte ich was kleines schnelles für Bahnreisen und entspanntes Fahren in der Stadt, und das Brompton ist ja gefaltet erheblich kleiner. Wenn ich's richtig eilig habe oder für die große Tour habe ich schließlich noch ein wahrhaft herrliches Moulton.
Schon aus Trotz habe ich also direkt beim Importeur Voss bestellt. Die Lieferung war übrigens sehr schnell und die Beratung ist ein Freude. (Zu Christoph Beck gehe ich natürlich weiterhin. Der ist schließlich auch gut.)
Ich komme zum Thema: Das Bromton ist ein wirklich wunderbares Gefährt, das meine Erwartungen mehr als erfüllt hat. In der Stadt fährt es sich zügig, wendig und bequem. Ich bin damit auch schon über Feldwege gefahren, mußte es dann über einen Acker schleppen, und das ging sehr gut. Ein Moulton muß da passen. Der Faltvorgang hat auch schon den Alkoholtest nach einer Geburtstagsparty überstanden. Man kann das Ding tatsächlich immer und überall dabei haben!
(Nachtrag ein paar Monate später: Erster großer Test. Mit dem ICE von Berlin nach München, dann mit dem Brompton durchs Alpenvorland weiter zum Chiemsee (rund 80 km) an einem Nachmittag. Dabei war Gepäck für zwei Wochen. Das hat sehr gut geklappt. Da hatte mein Brompton allerdings schon eine 7-Gang-Schaltung.)
Aber es gibt ein Aber: Warum wird ein so wunderbar erdachtes und sehr gut gebautes Werk mit so einem Haufen unwürdigem Blödsinn ausgestattet, daß man glaubt, es für 299 Mark in einem Havarieladen gekauft zu haben? Ein blöder Kindersattel, Scheinbremsen, knackende Plastikpedale, billige verzinkte Schlitz-, Sechskantschrauben und Muttern, die man beim ersten Werkzeuggebrauch demoliert, grausame, schlecht montierte Lenkergriffe mit scharfen Kanten und ebensolche Schaltgriffe, die da sitzen, wo der Daumen nicht sitzt.
Zum Glück läßt sich da manches ändern, und unter Umbauten gibt es ein paar Tips dazu.
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